Mehr als 60 Reiter und 500 Besucher haben am Sonnabend bei der Heitlinger Hubertusjagd eine Premiere erlebt: Erstmals haben mit Pia Tegtmeyer und Kim Yvette Kailing zwei Damen die Jagdgesellschaft angeführt. „Ladies First“ hieß das Motto der 20 Kilometer langen Schleppjagd durch Wald und Felder.

Heitlingen. Gelb blühende Ackersenffelder, Wiesen, Wald und Wassergräben: Die rund 20 Kilometer lange Strecke war eine Herausforderung für Pferd und Reiter – und eine echte Attraktion für die Zuschauer. Etwa 30 Hindernisse hatte das Team um den Vorsitzenden der Fahrgemeinschaft Eichenhof Volker Tegtmeyer in der Umgebung von Heitlingen und Resse aufgestellt, mit so stimmungsvollen Namen wie Eulenloch oder Halalisprung. Der Regen der vergangenen Tage hatte den Boden extrem aufgeweicht.

Die Fahrgemeinschaft Eichenhof organisiert die Heitlinger Schleppjagd seit 1988. „Wir schreiben Geschichte, die Hubertusjagd wird heute erstmals von Damen dominiert“, sagte Wolfgang Kailing, Ideengeber für das diesjährige Motto „Ladies First“. Seine Tochter Kim Yvette (29) und Tegtmeyers Tochter Pia (18), beide erfahrene Vielseitigkeitsreiterinnen, führten das Feld der mehr als 60 Reiter an. Das Legen der sogenannten Schleppe – der Duft von Anis ersetzt bei dieser Jagd den Schweiß von Wildtieren – lag ebenfalls in rein weiblicher Hand. Und auch Masterin Celestina Löbbecke, die das Kommando über die Niedersachsenmeute mit 24 Foxhounds hatte, wurde ausschließlich von Damen begleitet.

Nach dem Stelldichein auf Gut Heitlingen starteten die mehr als 60 Reiter ihre Schleppjagd, begleitet von den Jagdhörnern des 33. Panzerbataillons aus Luttmersen und des Hegeringes aus Langenhagen. Die Jagdherrinnen mussten die Strecke während der Jagd mehrfach spontan umstellen. „Der Boden ist sehr tief und matschig“, sagte Pia Tegtmeyer, „wir müssen die Sehnen der Pferde schonen.“

Das gute Wetter lockte etwa 500 Zuschauer an, die die Jagd, verteilt auf Trecker und Anhänger, beobachteten. Erstmals bei einer Jagd dabei war Heike Richter aus Langenhagen. Sie hatte es sich mit 25 Freunden auf dem Anhänger der Stallgemeinschaft von Angela Uelschen aus Stelingen bequem gemacht. „Ich bin nur mitgekommen, weil hier nicht geschossen wird“, sagte sie unter dem Gelächter der anderen.

„In Deutschland wird die Jagd nur noch nachgespielt“, erläuterte Tegtmeyer den Ablauf der Schleppjagd. „Richtige Jagden gibt es nur noch in Frankreich oder Irland, in Deutschland sind sie verboten.“

Nachgefragt bei Volker Tegtmeyer, Vorsitzender der Fahrgemeinschaft Heitlingen

Herr Tegtmeyer, wie viele Reiter, Pferde und Zuschauer erwarten Sie heute?

Wir rechnen mit mehr als 60 Teilnehmern aus der ganzen Region und rund 500 Besuchern. Manche von denen sind sogar 750 Kilometer weit gereist, um hier heute zuzuschauen.

Was ist neu in diesem Jahr?

Nicht nur die Führung der Jagdgesellschaft, die nur aus Damen besteht – übrigens eine Idee von Wolfgang Kailing, mehrfacher Jagdherr und Präsident des Niedersächsischen Polo-Clubs. Wir haben viele neue natürliche Hindernisse und Sprünge aufgebaut, darunter auch drei dicke Eichenbalken, die 1,20 Meter hoch sind – eine echte Herausforderung.

Wie sind die Bedingungen heute für Pferd und Reiter?

Nicht einfach: Der Boden ist wegen der vielen Regenfälle extrem tief und morastig. Zudem ist es heute recht warm. Das ist nach den vergangenen eher kühlen Tagen ungewohnt für die Pferde, die zum größten Teil bereits ihr Winterfell tragen. Sie werden schwitzen.

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Von Jutta Grätz